Ryder. Kontrollfreak. Ehrgeizig. Beschützend.
Jed. Selbstzerstörerisch. Gefangen. Einsam.
Ihre Liebe? Verboten. Tabu. Leidenschaftlich.
Für Jed ist der Coffin Nails Motorcycle Club seine Familie. Dort hat er gelernt, wie er denken muss, was er genießen kann und wie man kämpft, aber es gibt eine Sache, die seine Freunde nie herausfinden dürfen. Sie würden seine Homosexualität niemals akzeptieren, also ist sein Leben ein ständiger Kampf gegen sein Verlangen, was ihn verzweifeln lässt. Doch in seinem Herzen versteckt sich noch ein viel dunkleres Geheimnis. Seine Gefühle für seinen Stiefbruder Ryder gehen weit über Brüderlichkeit hinaus. Gefangen in einer Sehnsucht, die er nie erfüllen kann, gerät Jed außer Kontrolle und bringt unabsichtlich die Liebe seines Lebens in Gefahr.
Ryder steigt beständig in der Rangordnung auf. Erst vor Kurzem wurde er zum Sergeant-at-Arms befördert und hat alles: Ehrgeiz, Respekt und die Liebe seiner Biker-Familie. Als sein Stiefbruder in Konflikt mit dem Gesetz gerät, beschließt Ryder, die Schuld auf sich zu nehmen, um Jed eine lange Haftstrafe zu ersparen. Tief in seinem Inneren weiß Ryder, dass es nichts gibt, was er nicht für Jed tun würde. Aber aufgrund des verzweifelten Versuches, sein eigenes verstecktes Verlangen zu unterdrücken, könnte er den Mann, den er insgeheim liebt, unwiderruflich zerstören.
Doch wenn sie ihre Gefühle für einander erforschen, wird es ihre Loyalität zum Coffin Nails MC auf die Probe stellen. Ebenso wie ihre Liebe.
Themen: Outlaw Motorcycle Club, kriminelle Aktivitäten, verbotene Liebe, Stiefbrüder, Erpressung, Homophobie
Genre: homoerotische Liebesgeschichte, Spannung, Drama
Länge: ca. 138.000 Wörter (alleinstehender Roman)
Er erinnerte sich an das eine Mal, als er und Ryder zusammen Speed genommen und Dads Auto gegen einen Hydranten gefahren hatten. Das Wasser schoss so hoch in die Luft, dass sie es einen Geysir nannten. Sie konnte nicht aufhören zu lachen, selbst als die Polizei kam. Dad, dem die Wirkung von Drogen vertraut war, wartete bis zum nächsten Tag, um sie zu bestrafen.
Tom nahm ebenfalls eine Pille, lehnte sich zurück und starrte auf den zwischen den Blättern durchblitzenden Himmel über ihnen. „Mein Herz quietscht“, meinte er beiläufig und lehnte sich näher an Jed.
Jed schluckte seine Pille und lachte. „Was soll das heißen? Dass du es schmieren musst? Warte, fragen wir Jess.“ Er stand auf und zerrte Tom an seinem dünnen Arm mit sich.
„Könnte am Speed liegen“, sagte Tom und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht an Jed. „Klingt wie eines dieser Gummispielzeuge für Hunde.“
„Yo, Jess!“, brüllte Jed von Weitem, bemüht, ihre Mund-zu-Mund-Beatmung mit Ryder zu unterbrechen.
Jess blinzelte und zog Ryders attraktives Gesicht an ihren Hals. Ihre Augenlider flatterten, als ob Ryder gerade etwas besonders Tolles machte. Ein Schauer lief über Jeds Rückgrat, als er sich vorstellte, dass Ryder seinen Hals küsste. Einen Augenblick lang fehlten ihm die Worte, aber Tom wurde bereits ungeduldig.
„Jess, falls mein Herz quietscht, bedeutet das, dass ich tot umfallen werde?“, fragte er, ehe er grundlos zu lachen anfing.
Sie verzog das Gesicht und warf Jed einen missbilligenden Blick zu. „Ein Herz kann nicht quietschen. Das ist nur deine Fantasie.“
„Vielleicht pumpt es Luft“, mutmaßte Tom und hüpfte unruhig auf der Stelle.
„Ungefähr so.“ Jed wackelte mit den Augenbrauen und tat so, als ob er sich an den Hüften von jemanden festhielt, und stieß mit dem Becken in die Luft.
„Oder vielleicht solltest du dir die Ohren putzen. Könnte das Echo sein, dass du von deinen Arterien bekommst“, sagte Jess. Sie war offensichtlich nicht daran interessiert, ihre medizinische Pflicht auszuüben.
In diesem Moment blickte Ryder auf. Sein Mund war nach den Küssen leicht geschwollen, seine dunklen Haare zerzaust. Jeds Gehirn kam zum Stillstand.
Ryder nickte ihm zu. „Was ist mit dir?“
Jed stellte seine Bewegungen ein und hielt sich ungelenk an der Luft fest. Von Sekunde zu Sekunde wurde ihm wegen des Speeds heißer. Mit eins neunundachtzig war er kein kleiner Mann und trainierte, um stark und schlank zu sein. Dennoch war Ryder größer als er, und das ließ ihm den Atem stocken.
„Ich … Was ist mit mir?“
„Hat sich dein Herz auch in eine rollige Maus verwandelt?“, fragte Ryder und zwinkerte ihm zu, während er Jess’ Hintern drückte.
Jed zuckte mit den Schultern und schob mit einem dämlichen Grinsen die Hände in die Taschen. Gerade begann sein Herz zu flattern, und das lag nicht am Speed. „Du kennst mich. Ich bin immer scharf.“
Ryder schnaubte. „Dann solltest du dir vielleicht bessere Gesellschaft als Tommy suchen.“
Tom stöhnte protestierend. „Ich könnte das Hintergrundgeräusch sein … Ich glaube, dass Dana gegangen ist.“
Ryder zog eine Augenbraue hoch. „Und?“
Jess legte den Kopf in den Nacken und sah ihn mit gesenkten Brauen an. „Sie ist seine Freundin. Bring ihn nicht auf Ideen.“
Jed grinste und holte seine Zigaretten heraus. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er seine halbleere Bierflasche auf dem Picknicktisch zurückgelassen hatte. „Diese Ideen hat ganz eindeutig Ryder im Kopf … Im Vergleich mit diesem Kerl bin ich ein Heiliger.“ Er stieß Ryder mit dem Ellenbogen an und genoss, wie hart sich die Muskeln seines Bauches anfühlten.
Jess sah Ryder an, der sie mit leerem Blick anstarrte. Das musste einen Schalter in ihrem Kopf umgelegt haben, denn sie begann, sich aus Ryders Armen zu lösen. Er hielt sie fest und sah zu Jed. Gift sprühte aus seinen Augen. „Spar dir diese Witze!“
Normalerweise hatte Ryder überhaupt kein Problem mit dieser Art von Witzen. Was machte es für einen Unterschied, dass Jess hier war? Verfügte sie über keinen Sinn für Humor?
Jess gab ein seltsames Lachen von sich. „Warum nicht? Mit diesem Aufnäher wird dir keine Frau widerstehen können. Dein Leben wird jetzt so viel einfacher sein“, sagte sie in einem sauren Tonfall, und Ryders Augen weiteten sich, als er sie ansah.
„Gütiger Gott!“ Jed verdrehte die Augen. „Es ist ja nicht so, als ob sie nicht wüsste, dass du jede Menge Pussys gefickt hast.“
Ryders Augen verengten sich, und er packte Jess so plötzlich am Handgelenk, dass es wehgetan haben musste. „Was soll der Scheiß? Mein Mädchen steht genau hier! Vielleicht solltest du dir von einem Arzt etwas Gehirnmasse einsetzen lassen, denn irgendwas davon ist gerade ausgelaufen!“
Mit einem Stöhnen schürzte Jed die Lippen. Es gefiel ihm nicht, wie ernst es Ryder mit Jess war. Es hätte immer sie beide gegen den Rest der Welt sein sollen. Sie beide in ihrer kleinen Biker-Familie, sie beide auf Partys, sie beide beim Ärgern der Cops.
„Tut mir leid, Jess“, zischte er und beugte sich vor, um ihre Hand zu küssen, aber sie zog sie weg, sobald er sie berührte.
„Verzieh dich und geh schlafen“, sagte Ryder kopfschüttelnd.
Tom zog sachte an Jeds Ärmel. Jed wollte Ryder nicht einmal mehr ansehen und ging auf die andere Seite des Hofs.
Die Männer, die dort saßen, standen auf, sobald er sich näherte, und machten ihm Platz. Wenigstens kannten ein paar Leute noch ihren Platz in der Rangordnung. Das war Clubgelände, und die Vollmitglieder waren hier die königliche Familie.
„Will er ihr einen Antrag machen?“, fragte Tom und fachte das hässliche Feuer in Jeds Herz noch weiter an. „Die Schlampe versteht echt keinen Spaß.“
Mit einem Stirnrunzeln drehte sich Jed zu ihm um und nahm einen tiefen Zug Rauch. „Ich weiß, nicht wahr? Sie hat echt einen Stock im Arsch, so viel steht schon mal fest. Und nein, er wird ihr keinen Antrag machen. So was wüsste ich!“
Tom presste die Lippen aufeinander, zuckte mit den Schultern und rutschte auf seinem Platz hin und her. „Okay“, sagte er, eindeutig nicht überzeugt, was Jed noch wütender machte.
„Ich habe es satt, hier rumzusitzen. Lass uns etwas unternehmen.“ Jed klopfte mit dem Fuß auf den Boden. Falls Ryder heiratete, würde er noch weniger verfügbar sein. Es reichte, dass er mit Jess zusammenlebte. Bis jetzt war sie seine ernsthafteste Freundin, möglicherweise auf dem Weg, seine Frau zu werden, und Jed hasste es, dass ihre Anwesenheit die Zeit reduzierte, die Ryder für Jed hatte.
Früher einmal waren sie unzertrennlich gewesen, aber das hatte sich geändert, seit Jess mit bunter Bettwäsche, frischen Blumen und plüschigen Pantoffeln in Ryders Leben getreten war. Ryder hatte ihr sogar eine Katze geschenkt, eine hübsche Tigerkatze, die sie Daisy getauft hatte. Vermutlich der am wenigsten bikerhafte Name aller Zeiten. Falls Ryder Jed eine Katze schenkte, würde er sie Dr. Martens nennen und es zu „Doc“ abkürzen. Diese Katze würde auch viel süßer als Daisy sein.
„Was?“, fragte Tom und legte sich auf den Tisch. Jed war nicht einmal aufgefallen, dass er hinaufgeklettert war, so versunken war er in seinen düsteren Gedanken.
„Such jemanden, der in einem Rennen gegen mich antreten will. Ich setze fünfzig Dollar, das er verliert.“
Tom rollte sich auf den Bauch, rutschte vom Tisch und wäre beinahe über einen Stapel Bierdosen gefallen. „Darf ich der Richter sein?“, fragte er und rieb kräftig über Jeds Schultern. Selbst seine Stimme klang aufgeregt, war viel höher und wärmer geworden. Wenigstens irgendjemand freute sich darauf, Zeit mit Jed zu verbringen.