Gabriel. Gebrochen. Einsam. Vernarbt. Wahnhaft?
Abaddon. Herr der Heuschrecken. Herrscher der Bodenlosen Grube. Engel der Zerstörung und der Rache … Aber ist er real?
Nach einer psychotischen Episode in seiner Jugend bleibt Gabriel zerbrochen zurück und ist unfähig, in der Gesellschaft zu leben. Gefangen in dem Waisenhaus, in dem er aufgewachsen ist, wird er von Albträumen über Ereignisse, die nie geschehen sind, geplagt. Ereignisse, die ihn vernarbt zurückgelassen haben, dafür sorgen, dass er bei jeder Berührung zusammenzuckt und schmerzhaft einsam ist.
Bis er eines Tages spontan entscheidet, seine Medikamente nicht zu nehmen.
Geboren aus einem kalten Uterus im Boden, wacht Abaddon mit nur einem Ziel in der Welt auf: Einen Kult zu zerstören, der in seinem Namen blasphemische Rituale abhält. Was er nicht erwartet, ist, einen Jungen zu treffen, der eines ihrer Rituale überlebt hat.
In diesem Moment enthüllt Gott Abaddons wahren Zweck. Er soll den Jungen vor den Geiern schützen, die ihn umkreisen und seinen Schmerz rächen. Er soll Gabriel unter seine Fittiche nehmen und ihm all die Liebe und Zuneigung geben, die der Junge niemals erfahren durfte.
Als sie losziehen, um gemeinsam die Monster zu jagen, vertraut Gabriel seinen Körper und seine Seele seinem wunderschönen Schutzengel an, kann aber nicht aufhören sich zu fragen, ob Abaddon real ist oder nur eine Kreation seines nach Berührungen hungrigen Verstands.
Wie es auch ist, die Rache hat begonnen, mit ihrer Sense die Kultisten niederzumähen, und es gibt kein Zurück, ganz egal, wie tief das Kaninchenloch ist.
Während er die Jutetasche auf seiner Schulter zurechtrückte, näherte Gabriel sich der Tür in der Mitte des Gangs, der sich zwischen den beiden Gebäuden befand und öffnete sie mit einem Schlüssel. Das Klirren fallender Töpfe oder Pfannen ließ ihn auf halbem Wege zögern. Mr Watson musste irgendeinen Fehler gemacht haben und würde schlechter Laune sein. Schon an den besten Tagen mochten sie die Gesellschaft des anderen nicht, ganz zu schweigen von jenen, an denen der Koch zu viel trank.
Gabriel schleppte sich über die dunklen Fliesen, zögerte das unvermeidliche Treffen hinaus, aber ein Schrei, der mehr nach Furcht als Frustration klang, sorgte dafür, dass die Haare in seinem Nacken sich aufstellten. Mr Watson mochte ja eine weitere Figur aus Gabriels Albträumen sein, aber vergangene Wahnvorstellungen würden Gabriel nicht davon abhalten, dem armen Mann zu helfen.
Er eilte in die Küche, riss die Tür auf und wurde für einen Moment geblendet von den goldenen Strahlen, die durch ein kleines Fenster hereinfielen. Er erstarrte, getroffen vom Geruch nach Öl, Schinken … und Blut.
Rote Tropfen bedeckten eine Arbeitsfläche aus rostfreiem Stahl und als er tief Luft holte, drehte sich ein großer Schatten zu ihm um, während die Halo um ihn herum verzaubernd hell wurde. Lange, zerzauste Haare flogen durch die Luft, als Augen von der Farbe von Regen sich auf Gabriel richteten, hervorgehoben von einer Spiegelung des Sonnenscheins.
Dieser Fremde gehörte nicht hierher, aber die Zeit dehnte sich wie ein Teig, der mit Hefe gefüttert war und Gabriel konnte sich vor von Donner gerührtem Staunen nicht überwinden, den Blick von der Erscheinung zu wenden. Der Mann trug ein einfaches schwarzes T-Shirt und Jeans, beides befleckt mit braunen Streifen Schlamm, als ob er mit jemandem im Schmutz gekämpft hätte. Seltsame Tattoos krochen unter dem Stoff hervor, bedeckten seine Arme und seinen Hals, aber noch während ein Gefühl urtümlicher Angst Gabriel überkam, als er die infernalischen schwarz-weißen Designs betrachtete, wusste er doch nicht, warum sein Körper so heftig reagierte.
Bis sein Verstand das Blut registrierte, das die Hände des Fremden bedeckte.
Gabriels Blick wanderte zum Boden, wo Mr Watson in einer dunkelroten Pfütze lag.
Ein Teil von ihm wollte dem Koch helfen und ihn wegziehen, aber der arme Mann war bereits fort und Gabriel musste laufen. Laufen. Laufen!
Er holte tief Luft, wollte gerade auf dem Absatz kehrtmachen und auf das Hauptgebäude zu rennen, als der sturmäugige Fremde aus dem Nichts vor ihm auftauchte, als ob er die Hälfte der Küche innerhalb eines einzigen Herzschlags durchquert hätte. Eine große Hand schloss sich um Gabriels Kehle, rammte ihn gegen die Wand und dann war Atmen nicht länger eine Option, als seine Füße vom Boden abhoben.
Die Ränder von Gabriels Gesichtsfeld verschwammen, als er das dicke Handgelenk in einem Versuch, sich zu retten, packte, aber er wurde schnell schwächer. Und doch tat es ihm nicht leid, dass er dieses Leben verließ. Das einzig Bedauerliche, das ihm einfiel, war, dass er den Rhabarber hatte fallen lassen und da der Koch tot war, würde niemand den Kindern die Nachspeise machen.
Coming soon.