Liebhaber auf Zeit

— Eines Tages wirst du meinen Tank füllen —

Mike Millers Leben ist total beschissen geworden. Einst ein beliebter High School Quarterback, arbeitet er nun an einer Tankstelle mitten im Nirgendwo. Zu sehen, wie der Typ, den er früher in der Schule gepiesackt hat, zu neuem Glanz erstrahlt, ist das Letzte, was er gebrauchen kann. James ist jetzt der stolze Besitzer eines silbernen Jaguars und Selfmade-Millionär. Es scheint, als könnte Mikes Tag gar nicht mehr schlimmer werden, doch dann stellt sich heraus, dass James ‚Lovelace‘ Austin vielleicht sein goldenes Ticket in die Freiheit sein könnte.

 

Als James Austin Mike Miller trifft, den Mann, den er in der High School sowohl angebetet als auch verabscheut hat, wie der an einer dreckigen alten Tankstelle arbeitet, kommt es ihm vor, als meine das Schicksal es endlich gut mit ihm. Er möchte Rache an dem Kerl nehmen, doch dann stellt sich heraus, dass Mike schwul ist und der Nachmittag nimmt eine Wendung ins Surreale. Statt Mike nur an seinem Arbeitsplatz zum Idioten zu machen, beschließt James, ihn für das Wochenende einzustellen. Er ist auf dem Weg zu einer Tagung und ein heißer Kerl an seiner Seite ist das beste Accessoire, um seinen Feinden seinen Erfolg unter die Nase zu reiben.

 

Das einzige Problem dabei ist nur, dass ein schwuler Mike mehr Erinnerungen wachrufen könnte, als James erwartet hatte. Wenn James sein Streberherz vor der muskulösen Sportskanone beschützen möchte, muss er Mike auf Armlänge halten. Eine Aufgabe, die um einiges einfacher wäre, wenn Mike nicht ständig versuchen würde, ihm näher zu kommen. Oder ist es nur James‘ Geld, das ihn so anzieht?


Motive: männliche Cinderella, Feinde zu Liebhabern, Eskorte, Mobbing, Sportler/Streber, Mechaniker, Millionär, alte Flammen, High School Flammen

Genre: Zeitgenössische Gay Romance

Länge: ~36 000 Wörter

Die Hitze brachte Mike in seiner Uniform zum Kochen, also zog er das Oberteil von seinem Overall runter, obwohl sein Boss ihm befohlen hatte, das nicht zu tun. Mike war sich ziemlich sicher, dass das alte Schwein neidisch war, weil sein Angestellter so viel besser aussah als er. Ganz davon abgesehen, dass sowohl Vegas Ehefrau als auch seine Tochter ein Auge auf Mike geworfen hatten, was die Sache sicher auch nicht besser machte. Vega behielt Mike vermutlich nur deshalb, weil er niemand anderen finden konnte, der bereit war, für den Hungerlohn zu arbeiten, den er anbot, und außerdem noch in dem uralten Motel an der Tankstelle zu wohnen.

Mike trug einen Kasten Bier in den kleinen 24h-Laden, wo Vega hinter der Theke saß, fluchend und furzend, während er sich beim Fernsehen mit einer Zeitung Luft zu wedelte. Wortlos ging Mike zum Kühlschrank und füllte ihn mit dem Bier auf. Als er vor drei Jahren sein Elternhaus verlassen hatte, hätte er nie gedacht, dass er einmal in einer schäbigen Tankstelle in der Wüste landen würde, mit einem aussichtslosen Job und niemandem, der sich auch nur einen Dreck um ihn scherte. Nein, als er sich geoutet und seine Familie ihm die Tür gezeigt hatte, war er sich sicher gewesen, dass das Paradies der Schwulen ihn bereits erwartete, eine nie enden wollende Parade von heißen, knackigen Ärschen und willigen Mündern. Stattdessen steckte er auf dieser Müllkippe fest, verdiente kaum genug zum Leben und konnte sich nichts ansparen. Er konnte sich nicht einmal ein Auto leisten, obwohl er die anderer Leute reparierte.

Das Leben war einfach nicht fair zu Mike Miller. War ein heißer Mechaniker nicht der Traum eines jeden Schwulen? Da Vanessa, Vegas Tochter, ihn kostenlos den Fitnessraum im Motel benutzen ließ, war er nach der High School nie außer Form geraten, anders als manche seiner ehemaligen Teammitglieder, aber das brachte ihn auch nicht weiter, solange er nicht mal einen Vierteldollar besaß und nie jemanden kennen lernte. Zur Hölle, wenn die Dinge so weiter liefen wie die letzten siebenundzwanzig Jahre seines Lebens, sollte er dann vielleicht einfach Vanessa schwängern und stolzer Erbe von Vega Gas & Motel werden?

Zurzeit war nicht viel los, aber Vega gönnte ihm keine ruhige Minute. Also schnappte er sich einen Lappen und tat so, als würde er die Kühlschranktür von dem Staub befreien, der hier allgegenwärtig war. Für ein kaltes Bier hätte er jetzt töten können. Sein Rachen verwandelte sich langsam in Schmirgelpapier, während sein Körper ohne zu duschen kaum nasser hätte sein können.

Von draußen hörte er das leise Brummen eines Autos und als es abrupt verstummte, wusste er, dass sie einen Kunden hatten. Mike stöhnte, stapelte aber einfach weiterhin Bier im Kühlschrank und genoss die kühle Luft, die ihm vom Inneren entgegenwehte. Es war, als stände er an der Tür zu Narnia. Er hoffte, der Kunde würde seinen Tank selbst auffüllen, bei Vega zahlen und dann wieder von der Bildfläche verschwinden. Aber nein, Vegas heisere, kratzige Raucherstimme packte Mike im Nacken, um ihn wie einen ungehorsamen Welpen wieder vor die Tür zu setzen.

„Hey, da! Mr. Jaguar wartet auf seine Freundin. Hopp, hopp.“

Mike rollte mit den Augen und hielt sich eine Sekunde ein kühles Bier gegen die Stirn, bevor er die Kühlschranktür schloss. „Komme schon, komme schon. Kann er nicht alleine tanken? Was für ein reicher Schnösel.“ Er ging die Regale entlang, aber gerade, als er seine Sonnenbrille aufsetzen wollte, sah er den Jaguar in all seiner Pracht. Er war schnittig und für hohe Geschwindigkeiten designt, genau wie das Tier, nach dem er benannt war. Das Sonnenlicht, das auf dem silbernen Lack des Cabrios reflektierte ließ Mike fast erblinden. Seine Augen wanderten weiter zu dem schlanken Körper, der gegen das Auto gelehnt stand. Mr. Jaguar sah nicht aus wie jemand, der in diese heruntergekommene Gegend gehörte. Gekleidet in ein Paar cremefarbene Hosen, die ihm wie auf den Leib geschnitten waren und ein weißes Shirt, war er die männliche Version des blonden Tittenwunders, für das selbst Vega zur Zapfsäule eilen würde. Die Anwesenheit einer solchen Frau hier war allerdings so wahrscheinlich, wie die, dass ein Meteorit durch das Dach fallen und Vega erschlagen würde. Mike würde sich ohne Zweifel für den Meteoriten entscheiden. Oder für Mr. Jaguar, der momentan sein dunkles Haar mit den Fingern zurückkämmte und Mike durch seine tiefschwarze Sonnenbrille ansah.

Mike fühlte sich aus dem Laden gezogen, als wenn der Kerl das kalte Bier wäre, das er sich erträumt hatte. Er würde allerdings seinen ganzen Körper mit ihm einreiben, nicht nur seine Stirn. Er setzte sich ebenfalls seine Sonnenbrille auf und war sich dabei bewusst, dass der Typ sowieso nicht schwul sein würde. Aber auch einen Hetero konnte man anstarren.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte Mike, während er zu dem Auto ging und schamlos einen Finger am Metall der Tür entlang zog. Für einen Wagen wie diesen hätte er seine Seele verkauft. Der Kunde öffnete leicht den Mund, als ob Mike seinen Finger unsichtbar auf seine volle Unterlippe gelegt hätte. Ein Hauch von dunklem Bartwuchs zierte seine Wangen und betonte nur seine kantigen Wangenknochen. Sie waren scharf wie Rasierklingen, dachte Mike, aber das tat seiner Freude keinen Abbruch. Er hatte nicht oft die Gelegenheit, einen so heißen Mann in Persona zu sehen. Er war schlank, aber unter seinen hochgekrempelten Ärmeln kamen straffe Unterarme zum Vorschein, die mit ein paar schwarzen Härchen versehen waren. Der Kunde starrte ihn schweigend an, die Augenbrauen über der Sonnenbrille zu einer tiefen Falte verzogen.

„Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, klar?“ beschwerte Mike sich und stemmte die Hände in die Hüften. Er würde sich keinen Scheiß von Mr. Jaguar gefallen lassen, egal wie heiß er war. Und er war verdammt heiß. Mike stellte sich vor, ihn zu packen und auf der Motorhaube zu vögeln. Er könnte seinen Schwanz in diesem heißen Arsch versenken und gleichzeitig auch noch das Auto liebkosen.

„Du kommst mir bekannt vor.“ Langsam hob der Kunde seine Hände und nahm die Sonnenbrille ab. Unter ihr kamen ein Paar verengte, ausdrucksstarke Augen hervor, die so blau waren wie der Himmel über ihnen.

Mike musterte ihn noch einmal gründlich, von den schicken Lederschuhen bis zum professionell getrimmten Haar. „Ich hab den Bezirk nie verlassen, daher bezweifle ich das“, sagte er, bewegte sich aber ein bisschen näher in der Hoffnung, Vega würde sie nicht von seinem Furzsessel beobachten. Was, wenn der Typ tatsächlich schwul war? Vielleicht war das eben ein Anmachspruch gewesen? Warum war er nur so schlecht beim Flirten?

„Ich hab mal in der Gegend gewohnt“, sagte Mr. Jaguar, wobei er Mike ausgiebig musterte. „Warst du nicht auf der Alberta High School?“

Mike runzelte die Stirn und machte einen Schritt rückwärts. „Ja, wieso?“ Er nahm die Sonnenbrille ab und strich sich mit den Fingern durch sein braunes Haar. Verdammt. Er hätte sich heute Morgen kämmen sollen. War dies der richtige Moment, um so etwas zu sagen wie: „An jemand so heißes wie dich würde ich mich erinnern“, und würden sie dann beide lachen, bevor sie für einen Blowjob nach hinten gingen? Mr. Jaguar hatte jedenfalls schöne Lippen, welche sich nun zu einem Lächeln verzogen.

„Mike Miller, nicht wahr? Der Quarterback.“

Mike gab ihm ein schiefes Grinsen. Mike Miller, der Quarterback. Das hörte sich schon gut an. Zu schade, dass sie nicht mehr auf der High School waren, und er nicht davon leben konnte, ein mittelmäßiger Footballspieler zu sein. Er war gut gewesen zu Schulzeiten, nur nicht gut genug für ein Stipendium.

Aber Mike musste sich auf das Problem vor ihm konzentrieren. Er konnte diese blauen Augen überhaupt nicht mit irgendeinem Namen in Verbindung bringen. „Ja, lange her“, sagte er und hielt dem Kerl die Hand hin in der Hoffnung, der Mann würde ihn aus seinem Elend befreien und sich vorstellen. Er schüttelte allerdings nicht einmal Mikes Hand.

„Weißt du, wer ich bin?“, fragte er mit einem leichten Lächeln.

Mike neigte den Kopf zur Seite und rieb seine Hand an seinem verschwitzten Bauch, als wenn er sie nie ausgestreckt hätte. Das hier wurde echt nervig. „Nicht wirklich, nein.“ Er zuckte die Schultern, versuchte cool zu bleiben, obwohl ihm eine Gänsehaut aus Scham den Rücken runter wanderte. Irgend so ein Bastard, den er aus Schulzeiten kennen sollte, fuhr hier in seinem Jaguar vor und er hatte keine andere Wahl, als seinen Wagen aufzutanken. Perfekt. Ein weiterer perfekter Tag im Leben des Mike Miller.

Der Kunde seufzte und nickte kurz. „Ich werde deiner Erinnerung auf die Sprünge helfen. Ich bin der Typ, den du in die Dusche gedrängt hast. Du hast eiskaltes Wasser laufen lassen, damit du und deine Teamkollegen was zum Lachen hatten“, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln.

Jeder Anflug eines Grinsens tropfte wie Schweiß von Mikes Gesicht. Das konnte gerade nicht passieren. Hier waren sie nun. Der schwule Streber aus der Schule und er, zu Diensten an der Zapfsäule. Für den Typen musste gerade ein Traum in Erfüllung gehen. Eine himmlische Prophezeiung. Es hätte nur dann noch schlimmer sein können, wenn Mike auch noch fett geworden wäre. Er erinnerte sich nicht mal an Mr. Jaguars Namen. Nur an den Spitznamen, den er nach einem ungewollten Outing während einer Präsentation in der Schule bekommen hatte.

„Lovelace.“ Wie die Schauspielerin in Deep Throat. Mike stöhnte und trat noch einen Schritt zurück. Sein Leben hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht.

„Ich heiße James. Ganz sicher nicht ,Lovelace‘“, flüsterte … James, der so gar nicht wie der dürre, formlose Teenager mit den langen Haaren aussah, an den Mike sich von der Schule erinnerte. „Aber es freut mich, dass ich unterhaltsam genug war, dass du dich erinnerst.“

So sauer wie Mike über dieses Treffen auch war, er konnte es nicht verhindern, dass seine Haut bei dem Gedanken kribbelte, dass dieser Kerl tatsächlich schwul war. Mike steckte sich die Hände in die Taschen seines tiefhängenden Arbeitsanzugs und schluckte. James war der erste echte Schwule, den er je gekannt hatte, und selbst als er noch ein hässliches Entlein gewesen war, hatte Mike versucht, mit ihm anzubandeln. Keiner seiner Versuche war jedoch je so abgelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Dass er nicht out gewesen war, hatte es nicht einfacher gemacht. Wie die Sache mit der Dusche. Das war ein epischer Fehlschlag gewesen. In Mikes Fantasie war alles wie in einem Porno abgelaufen. Er hätte James nass gemacht, so dass der sich ausziehen müsste und … dann wäre irgendwie was passiert. Stattdessen war das ganze Football Team in den Umkleideraum gekommen und hatte die Stimmung versaut.

„Ja, wie auch immer. Für mich wirst du immer Lovelace sein.“ Mike zwang sich zu grinsen. Okay, vielleicht war er arm wie eine Kirchenmaus, aber er konnte sich immer noch ein bisschen über diesen Kerl stellen. Über Mr. Sieh-mich-an-ich-hab-einen-Jaguar.

James setzte sich die Sonnenbrille auf und runzelte die Stirn. „Ich hol mir einen Kaffee. Wasch den Wagen“, sagte er und ging in Richtung Laden.

Mike hob seine Arme. „Du verarscht mich doch!“

„Der Schlüssel steckt“, erwiderte James, während er Mike seinen knackigen Hintern zeigte, zumindest kam es Mike vor, als würde er das tun. Diese Hose passte James wie angegossen.

Mike sah wieder zu dem Jaguar. Für den Bruchteil einer Sekunde stellte er sich vor, in den Wagen zu springen, Vega den Stinkefinger zu zeigen und dann wegzufahren, um nie wieder zu kommen. Das hätte auch noch den Bonus, dass James ohne Auto zurück blieb. Mike wusste allerdings, dass er es nicht tun würde. Er war kein Krimineller, auch wenn es sein Leben um einiges einfacher machen würde.

Mike atmete tief durch und strich noch einmal mit dem Finger über die Tür des Jaguars. Der Wagen war eine echte Schönheit, egal, wem er gehörte. Mike brauchte tatsächlich eine Weile, um sich auf den Fahrersitz zu setzen. Er fühlte sich schüchtern, als würde er einer Jungfrau Aufwartungen machen. Die Innenausstattung war sanftes, cremefarbenes Leder und der Sitz fühlte sich traumhaft an. Er hatte zuvor nie die Gelegenheit gehabt, ein Auto zu fahren, das so aufpoliert, neu und stilvoll war. Ja, stilvoll, das war das richtige Wort. Da war kein Aquarium hinten im Wagen, kein Fernseher oder riesige Lautsprecher, aber alles im Inneren diesen Autos war von höchster Qualität. Und es roch nach einem Parfüm, das Mikes Sinne benebelte.

Vorsichtig fuhr er den Wagen in die Garage, in der die Autos gewaschen wurden. Wenigstens gab es hier Schatten. Selbst auf der kurzen Fahrt glitt der Wagen dahin wie Butter auf heißem Toast. Mike musterte das Auto, als er ausstieg. Tatsächlich glänzte es nicht halb so stark, wie es ihm auf den ersten Blick vorgekommen war. Genau wie der heiße Kerl, der sich als viel zu vertraut herausgestellt hatte.

Dies war sein Leben. Er traf entweder gar keine Schwulen, oder aufreizende Schwule, die ihm niemals einen blasen würden.

Leise grummelnd suchte er sich alles Nötige zusammen und fing an, einen seifigen Schwamm über das schöne Äußere des Wagens zu ziehen. Erst als er zur offenen Tür sah, bemerkte er die bereits vertraute Silhouette von James. Gott weiß, wie lange der schon da gestanden und Mike mit seinen schwulen Augen angestarrt hatte!

„Du musst mich nicht kontrollieren. Ich weiß, was ich tue.“ Mike wrang den Schwamm über einem Eimer mit klarem Wasser aus und tunkte ihn dann wieder ins Seifenwasser.

„Ich weiß“, sagte James, während er seinen Kaffee aus einem Pappbecher trank. Mike freute sich heimlich darüber, dass das Kaffeepulver in dem Automaten im Laden bereits abgelaufen war. „Ich genieße nur die Aussicht.“

Mike stoppte in seinen Bewegungen und sah zu James, während er das feuchte Metall polierte. Er konnte fühlen, wie seine Bauchmuskeln sich bewegten, als er tiefer einatmete. Gut, dass er braungebrannt war. Bei dem Kommentar schoss ihm nämlich Hitze ins Gesicht. „Ich wette du warst in der Schule in mich verschossen, was?“, versuchte Mike sein Glück. „Wie läuft das Schwulsein für dich?“

 

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