Pfad ohne Wiederkehr

— Sprich nicht mit Fremden.  —

Zak. Tattookünstler. Unabhängig. Geht keine Beziehungen ein.

Stitch. Outlaw Biker. Nicht mal ansatzweise geoutet. Teilt seinen Besitz nicht.

 Am Tag von Stitchs Scheidung betritt die personifizierte Wollust die Biker-Bar, in der er feiert. Stitch hat darauf gewartet, dass ihm das Leben als Trost wenigstens einen Knochen hinwirft, und bekommt Zak präsentiert – von Kopf bis Fuß tätowiert, gepierct, voller Selbstvertrauen und heiß wie die Hölle. Stitch wäre schon zufrieden, an diesem Knochen zu schnüffeln oder ihn kurz abzulecken. Nur eine winzige Kostprobe. Stattdessen folgt hemmungslose Völlerei der sexuellen Art und nichts wird mehr sein, wie es war.

Stitch ist gezwungen, seine Affäre vor der ganzen Welt zu verbergen, und versucht, Familie, das Clubleben und kriminelle Aktivitäten unter einen Hut zu bringen, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihm alles über den Kopf wächst.

 Zak zieht auf der Suche nach Ruhe und Frieden nach Lake Valley, aber als er die Hand in den Rachen eines Hounds of Valhalla steckt, wird sein Leben alles andere als einfach. Um mit Stitch, Zaks feuchtem Bikertraum, zusammen zu sein, muss er so tun, als wäre er gar nicht schwul. So heiß ihre Beziehung auch ist, die Geheimnisse, das Versteckspiel, die Gewalt, Eifersucht und konservative Einstellung der Stadt gehen ihm zusehends gegen den Strich. Als ihm nicht länger möglich ist, so zu tun, als wüsste er nicht, was sein Freund macht, muss sich Zak entscheiden, ob ein Leben mit einem gesetzlosen Biker wirklich das ist, was er will.

 Als Clubleben und Affäre schließlich aufeinanderprallen, wird Zaks und Stitchs Leben zu einem Chaos voller Gewalt und Zerstörung.


Themen: gesetzloser Motorradclub, organisiertes Verbrechen, Homophobie, Probleme mit der Familie, erste schwule Beziehung, Tätowierungen, Piercings

Genre: zeitgenössische homoerotische Dark Romance

Länge: ca. 101.000 Wörter (abgeschlossener Roman, kein Cliffhanger)

Die plötzliche Zunahme des Interesses konnte nur eines bedeuten: Sie alle wussten, dass er wieder auf dem Markt war. „Wo ist der Rum, Captain?“, sagte er, aber sein Mund blieb offen, als ein neuer Gast die Bar betrat, an der Tür stehenblieb und sich umsah, als ob er sich verirrt hätte. Das gedämpfte blaue Licht ließ die Tätowierungen auf den Armen des Fremden sofort herausstechen. Stitch konnte die Muster nicht erkennen, bemerkte nur, dass sie dicht gestochen und hauptsächlich schwarz-weiß waren.

Der Mann war groß genug, um die Menge zu überragen, schlank, aber durchtrainiert. Selbstsicher schlenderte er durch die Bar und sah aus wie eine Figur aus einem futuristischen Film. Stitch wusste nicht, woher dieser Vergleich kam, denn der Mann trug ein schlichtes Outfit, das aus einer engen Hose, die in kniehohen Kampfstiefeln steckte, und einem Tanktop bestand. In der traditionell eingerichteten Bikerbar wirkte er wie ein Fremdkörper. Seine Haare waren pechschwarz, mit rasierten Seiten, und die langen Strähnen am Oberkopf waren zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er ausgerechnet auf Stitch zukam.

Ein dämliches Grinsen breitete sich auf Stitchs Gesicht aus und stieg wie eine Leiche im Sumpf an die Oberfläche. Das wäre seine bevorzugte „Schnalle“, wenn es nach ihm ginge. Er wusste, dass es nicht passieren würde. Dennoch richtete er sich auf dem Barhocker auf, der viel zu klein war, um Platz für seinen massigen Körper zu bieten, und wandte sich dem Fremden zu. Der Mann sprach zuerst, sah dabei aber direkt an Stitch vorbei, als ob dieser aus Glas wäre.

„Hi, wie läuft’s?“, fragte er mit einer volltönenden, samtigen Stimme und streckte den Arm aus, um die Hand von Joe zu schütteln, einem der Anwärter der Hounds of Valhalla, der gerade Dienst an der Bar hatte. Er hatte kurze, blonde Haare und eine kleine Lücke zwischen den Vorderzähnen. Stitch sah in ihm immer den jüngeren Bruder, den er nie gehabt hatte.

Joe lächelte den tätowierten Mann an und gab ihm die Hand. „Was kann ich dir bringen?“

Stitch nahm den Blick nie von dem Fremden, jetzt noch entschlossener, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Neuankömmling hatte große, ausdrucksvolle Augen von der Farbe eines wolkenlosen Sommerhimmels, dichte Augenbrauen über einer kräftigen, geraden Nase und blasse, breite Lippen. Es war ein attraktives Gesicht, doch irgendwie erinnerte es Stitch an einen böswilligen Geist, was an den Piercings in diesem Gesicht liegen könnte. Es gab zwei Kugeln über dem Nasenrücken zwischen den Augen, ein kleines Septum mit einer violetten Kugel in seiner Nase, ein weiteres Piercing in seiner linken Augenbraue und einen Metallring, der die Mitte seiner Unterlippe umschloss. Im Gegensatz zu diesen Piercings bescheidener Größe streckten die dicken Spiralen die Ohrläppchen des Mannes über ihre normale Ausdehnung.

„Ich nehme ein Bier“, sagte der Fremde mit einem Grinsen. „Hör mal, ich bin neu in der Stadt. Meinst du, dass sie ihr eigenes Tattoostudio braucht?“

Ein Schweißtropfen rann über Stitchs Rückgrat und verschwand wie eine unsichtbare Hand unter dem Bund seiner Hose.

„Hol dem Mann ein Bier, Anwärter.“ Stitch deutete mit einer Hand auf Joe und nahm nie den Blick von diesem heißen, tätowierten Fleisch. Es gab so viele Zeichnungen auf der Haut des Fremden, dass Stitch sich nicht entscheiden konnte, auf welche er sich konzentrieren sollte. „Du solltest jemanden fragen, der tatsächlich tätowiert ist, nicht ein Baby wie Joe.“

„Ach ja?“ Der Blick aus den blauen Augen des Fremden richtete sich sofort auf ihn und glitt bald tiefer. Stitch spürte die Hitze, die in seiner Brust unter den Tätowierungen von Totenschädel und Feuer aufstieg, die der Mann gerade ansah. „Und ich schätze, dieser jemand bist du?“

„Klar. Ich kenne eine Menge Jungs, die gerne zu einem guten Stecher gehen würden. Und ich schätze, dieser jemand wärst du?“ Stitch grinste breit und konnte nicht anders, als seine Bauchmuskeln anzuspannen.

Der Mann warf ihm ein schiefes Lächeln zu, noch immer auf Stitchs Brust starrend, hob dann aber den Blick und hielt ihm seine Hand hin. „Ich bin Zak.“

„Stitch.“ Lächelnd schüttelte er Zaks Hand und achtete darauf, sie nicht zu lange zu halten.

Joe stellt ein Bier auf die Theke und Captain reichte ein Glas Rum an Stitch weiter, das wie Katzenminze für Piraten roch.

„Oh, ich kenne ein Tattoo, für das Stitch ein Cover-up braucht!“, sagte Captain mit einem Lachen.

Stitch runzelte die Stirn, weil er genau wusste, was sein Freund meinte, und überlegte sich, wie er Captains schwarzen, strubbeligen Kopf dafür skalpieren könnte, dass er das Unaussprechliche ausgesprochen hatte.

Zak hob beide Augenbrauen, nahm die Flasche in die Hand und klopfte mit einer ganzen Reihe von schweren Siegelringen dagegen. „Beichte.“

Stitch nahm einen Schluck Rum und stieß Captain so hart in die Rippen, dass dieser aufheulte. „Okay, okay. Anwärter, raus“, befahl er Joe und der Mann ging zum anderen Ende der Theke, um dort die anderen Gäste zu nerven. Stitch stand von seinem Hocker auf und nahm sich eine Sekunde Zeit, um in Zaks Intimsphäre einzudringen, ehe er um die Theke herumging und Zak bedeutete, ihm zu folgen. Es war gut, freien Zugang zu haben. Dadurch fühlte er sich fast so, als ob er der einzige Besitzer des ganzen Ladens wäre. „Weißt du, ich bin heute geschieden worden. Also muss ich ein Verbrechen aus Liebe loswerden.“

„Klingt interessant.“ Zak ging ihm nach, und Stitch bemerkte, dass der attraktive Neuankömmling sogar ein bisschen größer als er war. Sobald sie hinter der Theke verschwunden waren, beugte sich der Mann vor und hüllte Stitch mit dem Duft eines intensiven, frischen Männerparfüms ein. „Ist es auf deinem Schwanz?“

Stitch schnaubte und zwinkerte Captain zu. „Nee, nur fast.“ Er öffnete die Gürtelschnalle mit dem großen Totenkopf und den Reißverschluss seiner Jeans. Er versuchte, nicht allzu aufgeregt zu werden, und dass er nicht allein mit dem Mann war, half ihm, einen kühlen Kopf zu bewahren. Näher würde sein Schwanz Zak ohnehin nie kommen.

„Also, was hättest du gern?“, fragte Zak, laut genug, damit Stitch seine Stimme trotz des Lärms hören konnte.

„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“ Stitch zog seine Hose weit genug hinunter, um die Tätowierung auf der Innenseite seiner Hüfte, direkt neben seinem Schamhaar, zu enthüllen. Er holte sein Handy heraus und schaltete das Display ein, um das Tattoo für Zak zu beleuchten, der sich ohne Scheu hinunterbeugte. Dadurch befand sich sein Gesicht direkt vor Stitchs Schritt, was Stitchs Herz für einen kurzen Moment aussetzen ließ.

„Das sollte kein Problem sein.“

Captain fing so laut zu lachen an, dass Stitch über die Theke langte, um ihm seitlich auf den Kopf zu schlagen. „Halt die Klappe!“

„Tut mir leid, Mann. Es hat nur gerade so ausgesehen, als ob-“

„Ich weiß, wie es ausgesehen hat“, knurrte Stitch und sah auf Zak hinunter. „Gut. Dann hätte ich gern einen Termin.“ Er gab sich Mühe, nicht zu nuscheln, und zog seine Hose wieder hoch.

Zak stand auf, völlig unbeeindruckt von dem Geflachse, und zog eine Karte heraus, die er Stitch überreichte. „Sieh dir zuerst mein Portfolio an.“

„Mach ich. Aber alles ist besser als dieser verfickte Name dort unten. Da lasse ich mir lieber Captains Gesicht stechen.“ Stitch verzog das Gesicht und zeigte auf seinen Freund. Ein gewaltiger, einäugiger Bastard mit einer Augenklappe, einem schwarzen Bart und einem Wischmopp an Haaren. Yep, er zog diese Fresse mit der gebrochenen Nase Crystals Namen vor. Stitch schloss seinen Gürtel und trat hinter der Theke vor.

„Ein Bild der Hingabe.“ Leise lachend folgte Zak ihm. „Hast du irgendwas mit dieser Bar zu tun?“

„Quizfrage. Wie heißt dieser Schuppen?“ Stitch platzierte seinen Arsch wieder auf dem Hocker und nahm das Glas mit Rum in die Hand.

Zak blinzelte. „Valhalla.“

Stitch drehte sich auf seinem Sitzplatz um, um die Rückseite seiner Kutte zu präsentieren. Er war immer stolz darauf, sie vorzuführen. Darauf befand sich ihr Abzeichen mit Hounds of Valhalla über einem Hundekopf, der aus einem dreieckigen Wotansknoten, dem Valknut-Symbol, ragte. Ein Hund mit mehr Zähnen, als ein Tier in seinem Maul haben sollte. „Man könnte sagen, dass wir alle … Teilhaber sind.“ Er nahm den nächsten Schluck Rum und stieß mit seinem Glas gegen das von Captain.

Zak legte den Kopf schief. „In dem Fall schätze ich, dass mein Schicksal in eurer Hand liegt, meine Herren“, sagte er mit einem breiter werdenden Grinsen. „Darf ich meine Flyer hierlassen und ein Plakat aufhängen? Ich betreibe das Studio bei mir zu Hause.“

„Klar.“ Stitch klopfte auf die Theke. „Bekomme ich einen Scheidungsnachlass?“

Schmunzelnd biss sich Zak auf die Lippe und musterte ihn, während sich Lachfältchen neben seinen Augenwinkeln bildeten. „Wenn du versprichst, dass ich mit einem Bild von dir Werbung machen darf, mache ich es dir umsonst.“

„Hast du das gehört, Stitch?“ Captain prustete seinen Rum heraus. „Du bist so ein toller Fang, dass er es dir umsonst macht.“

Hitze breitete sich über Stitchs Brust aus und er wich dem Blick aus diesen großen, blauen Augen aus. „Halt’s Maul, Cap, es sei denn, du willst deine Zähne verlieren. Das ist mein Abend heute, schon vergessen?“, fuhr er Captain an. Er wollte keinesfalls, dass Zak auf dumme Gedanken kam. „Wenn es gratis ist, komme ich am Sonntag vorbei. Allerdings solltest du besser nicht lausig sein.“ Als Stitch schließlich zu Zak sah, entdeckte er keine Spur von Einschüchterung auf dem attraktiven Gesicht.

„Bin ich nicht“, sagte Zak so entspannt wie immer.

„Das werden wir sehen. Verteil ruhig deine Flyer.“ Stitch freute sich darauf, Zak beim Hinausgehen zuzusehen, damit er seinen Arsch in dieser engen Hose betrachten konnte.

Zak ließ seine Hand auf Stitchs Arm fallen. „Ich hole sie aus dem Auto.“ Er nickte Captain und Joe zu und drehte sich mit dem Bier in der Hand um. Es war ein toller Arsch. Rund, aber schlank, und unter dem schwarzen Jeansstoff schien er genauso fest zu sein wie ein neu aufgezogener Reifen.

Stitch leckte sich über die Lippen und wünschte sich plötzlich, er könnte mehr tun, als nur diesen Arsch zu betrachten. „Ich will seine Karre sehen, bin gleich wieder da“, sagte er zur Captain und war bereits der Wolf, der dem schwarzen Schaf folgte.

Zak sprang wie eine Gazelle von der Veranda und ging über den Rasen, der als improvisierter Parkplatz diente.

Stitch ballte eine Hand zur Faust, als er ein Auto entdeckte, das er noch nie in der Stadt gesehen hatte. Wegen der Dunkelheit war er nicht ganz sicher, aber es sah wie ein 1970er Chevy aus, mattschwarz, mit violetten Flammen an den Seiten. Falls Satan ein Auto fahren würde, wäre es dieses.

Der Wagen war so cool, dass er Stitch sogar von Zaks Arsch ablenkte. Er schlenderte zum Auto und beugte sich hinunter, um sich die Bemalung genauer anzusehen.

Ein Räuspern erklang hinter ihm. „Kann ich dir helfen?“, fragte Zak und ganz plötzlich bohrte sich sein Blick brennend heiß in Stitchs Rücken. Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als er sich aufrichtete und umdrehte.

„Nette Karre.“

„Danke. Das hat ein Freund für mich gemacht. Geburtstagsgeschenk.“ Zak lehnte sich ans Auto, wobei sich sein schlanker Körper an den Wagen schmiegte. Im Licht einer nahegelegenen Laterne konnte Stitch die wunderbaren Tätowierungen genauer in Augenschein nehmen. Auf einem von Zaks Armen gab es Leute mit Schutzbrillen und Stoffmasken. Sie erinnerten Stitch an eine medizinische Schreckensvision, wo an einer Person von verrückten Ärzten Experimente durchgeführt wurden, und allein der Anblick reichte aus, um ihm einen leichten Schauer über den Rücken zu jagen. Auf dem anderen Bizeps gab es eine Vielzahl an Tabletten und Spritzen, die um einen in einer Ecke kauernden Mann in einer Zwangsjacke herumschwebten, aber was wirklich Stitchs Aufmerksamkeit auf sich zog, war ein Satz, der in fetten Buchstaben über Zaks Schlüsselbeine tätowiert war.

Er trat näher an ihn heran, um ihn besser sehen zu können. „‚Sprich nicht mit Fremden‘“, las er laut vor und legte einen Finger darauf. „Du befolgst deinen eigenen Ratschlag nicht.“

Schmunzelnd blickte Zak auf den Finger unter seinem Hals. „Ich weiß. Das habe ich nun davon. Ein großer, böser Biker hockt neben meinem Auto.“

Stitch zog seinen Finger zurück. Zu viel Getatsche. Dennoch schien der Typ nicht verschreckt zu sein. „Gibt es eine Geschichte dahinter? Eine Warnung an dich selbst oder an andere?“

Zak zuckte mit den Schultern und betrachtete Stitch mit einem verschmitzten Lächeln. „Das ist etwas, was ich als Kind oft gehört habe. Und zufälligerweise ist es auch der Titel des ersten Kapitels meines Lieblingsbuches. All meine Tattoos sind davon inspiriert.“

„Ach ja? Was ist das für ein Buch?“ Stitch streichelte so über das Heck des Autos, wie er mit seiner Hand über Zaks tätowierte Haut gleiten wollte.

„Hast du schon mal von Der Meister und Margarita gehört? Es geht um Dämonen, die Stalins Moskau ins Chaos stürzen, und nebenbei gibt es eine Liebesgeschichte, natürlich zwischen dem Meister und Margarita.“ Seufzend fuhr Zak mit der Hand über die Seite des Wagens, dorthin, wo Stitch seine gelegt hatte.

Stitch bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Er hatte keine Ahnung, von welchem Buch Zak redete oder warum er sich für eine Liebesgeschichte mit Dämonen im kommunistischen Moskau interessierte, aber Zak könnte ihm auch sagen, dass es eine Story über einen Pferdegestaltwandler in Nordkorea sei, und es wäre genauso interessant. „Also was gefällt dir daran? Und was passiert, wenn du mit Fremden redest?“

Zak lehnte sich noch entspannter ans Auto, und je länger Stitch ihn ansah, desto besser gefiel ihm sein attraktives, aber irgendwie freches Gesicht. „Nun, es war eine Metapher dafür, dass sich alle zu dem Zeitpunkt beobachtet und ausspioniert fühlten, aber im eigentlichen Kapitel trifft dieser Typ einen Ausländer, der in Wahrheit der Teufel ist. Sie reden miteinander und der Ausländer enthüllt dem russischen Kerl, dass er sterben wird. Es ist nicht atheistisch und rational, also glaubt der Mann Satan nicht und stirbt eine Seite oder so später. Er rutscht auf einer Ölspur aus und eine Straßenbahn trennt ihm dem Kopf ab“, sagte Zak mit einem breiten Lächeln.

„Und die Moral ist: Sprich nicht mit Fremden?“ Stitch schmunzelte. „Aber dem Teufel passiert nichts?“

Zak trat näher und stach mit seinem langen Finger gegen Stitchs Brustkorb. „Naja, er ist der Teufel. Er rettet den Meister.“

Bei der Berührung regte sich Stitchs Schwanz aufgeregt, also wich Stitch zurück und tat so, als wollte er sich die Motorhaube des Autos genauer ansehen. „Hast du keine Angst, mit einem Teufel zu reden?“ Stitch sah Zak in die Augen.

„Nein, der Teufel ist fair. Es sind die Leute um dich herum, die dich an der Kehle packen und nicht wollen, dass du irgendeine aufgestellte Grenze übertrittst. Für mich geht es in diesem Buch darum.“

„Manchmal hat auch der Teufel seine Grenzen …“ Stitch legte den Kopf schief, nicht länger sicher, worum es in dieser Unterhaltung ging, und fragte sich, ob er sie vielleicht beenden sollte.

„Ach, hat er das?“ Zak grub die Zähne in seine Unterlippe und ging zum Kofferraum. „Er ist der Teufel“, sagte er und öffnete die Tür.

Stitch spielte mit seinen Siegelringen. „Ich schätze, dann sollte er sich so benehmen, wie er will …“

Zak holte einen Stapel Flyer aus dem Kofferraum, machte ihn wieder zu und ging zu Stitch zurück. „Das wäre dann mein wirklicher Leitspruch.“

„Vielleicht sollte ich dann nicht mit Fremden sprechen.“ Stitch hielt ihm die Hand hin und Zak legte die Flyer auf seine ausgestreckte Handfläche.

„So weit, so gut.“ Zak lächelte ihn an und das Schweigen wurde seltsam lang.

Stitch schluckte. „Also … Tja, sei brav, Zak, sprich nicht mit Fremden.“ Er drehte sich mit den Flyern in der Hand um, ehe der Rum in seinen Adern ihn dazu drängen konnte, etwas Unüberlegtes zu tun. Irgendetwas kam ihm seltsam vor, doch er konnte es nicht benennen.

Er ging geradewegs in die Bar zurück und sah nicht zurück, für den Fall, dass Zak seinen Blick auf diese kühle, aber doch bluterwärmende Art erwiderte. Captain hatte sich nicht von der Stelle gerührt und nahm sich das oberste Blatt, als Stitch die Flyer auf die Theke legte.

„Wie ist sein Auto?“

„Cool. Es ist ein alter Chevy mit einer neuen Lackierung.“

Captain betrachtete den Flyer und klatschte dann plötzlich mit einer Hand auf Stitchs Arm. „Ich habe gedacht, dass er dir dort hinten einen blasen wird.“ Er zeigte hinter die Theke.

Stitch ächzte. „Komm schon, der Typ ist ganz okay.“ Dennoch konnte er die merkwürdigen Schwingungen nicht ignorieren, die er von Zak erhielt.

„Aber ein bisschen komisch ist er schon. Was macht er ausgerechnet in Lake Valley?“ Captain kippte seinen Drink hinunter. „Dort, wo er herkommt, mag es anders zugehen, aber hier sollte er vorsichtiger sein, weißt du, was ich meine?“, fragte er und senkte seine schweren Lider.

Stitch atmete tief durch. „Ja. Ich kriege ja mit, dass er einfach keine Ahnung hat, aber andere verstehen seine Witze vielleicht nicht.“

Captain goss den Rest der kleinen Flasche Whiskey in sein Glas und klopfte mit seinen dicken Fingern dagegen. Er drehte den Kopf auf die andere Seite, sodass Stitch jetzt die Augenklappe mit dem Clubsymbol ansah. „Hast du gehört, was mit einem schwulen Biker in Edmonton passiert ist? Ich habe einen Freund bei den Rippers.“

Stitch brauchte seine ganze betrunkene Selbstbeherrschung, um nicht verächtlich das Gesicht zu verziehen. Er wollte es nicht hören. „Was?“

Captain schenkte ihm ein breites Grinsen. „Die Jungs wollten ihm eine Lektion erteilen und haben es ein bisschen übertrieben. Nachdem er nackt hinter einem Motorrad hergezogen wurde, würde wohl jeder Mann das Interesse an einem Ritt verlieren. Er hat jetzt keine Haut auf seinem Arsch, was für eine Schwuchtel echt Pech ist.“

„Ja.“ Stitch schob das leere Glas weg und nahm sich die ganze Flasche Rum. Das würde ihm nicht passieren. Er wusste, dass er seinen Schwanz nicht herausholen würde. So schwul fühlte er sich überhaupt nicht. „Er hat gewusst, worauf er sich einlässt. Mit den Rippers legt man sich nicht an.“

„Tja, sein Pech. Sag deinem neuen Freund besser, dass er sich benehmen soll, wenn du ihn am Sonntag besuchst. Manche Leute werden seinen Sinn für Humor nicht verstehen.“ Captain zuckte mit den Schultern und nippte mit einem selbstzufriedenen Grinsen am Whiskey.

Stitch schnaubte. „Ich werd’s ihm sagen, während er meinen Schwanz ansieht. Er ist nicht von hier. Muss sich erst eingewöhnen.“ Eine Zeitlang schwieg er und genoss einfach nur die Musik aus der Jukebox im Hintergrund und seinen Rum. „Kennst du diesen Typen von den Rippers? Wie sind sie draufgekommen?“

Captain stellte das Glas auf die Theke. „Ein Kerl, den ich kenne, hat gesagt, dass jemand ihn gesehen hat, wie er einen Mann auf dem Scheißhaus einer Tankstelle gefickt hat. Wenn du mich fragst, ist ihm das recht geschehen.“

Stitch nickte und sah zur Tür, als der tätowierte Prachtkerl Zak wieder hereinspazierte.

Also tabu.

 

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