Grimm. Auftragskiller. In Leder gekleideter Sex-Gott. Hat extrem ungewöhnlichen Männerschmack.
Mischa. Verstümmelt. Verängstigt. Kann nie wieder vertrauen.
Grimm ist ein blutrünstiger Killer, und er will es auch nicht anders haben. Schwul in einer Welt krimineller Motorradrocker bietet er jedem die Stirn, der sich ihm entgegenstellt. Er genießt es, Schwulenfeinde zurecht zu stutzen und sich ansonsten den Weg durch das Schlachtfeld seines Lebens zu ficken.
Aber da gibt es auch diesen anderen Teil von ihm, der sich im Stillen nach etwas sehnt, was er niemals bekommen kann. Als ihm das Schicksal plötzlich die Gelegenheit bietet, den perfektesten Kerl der Welt zu retten, packt er sie und lässt nicht wieder los. Selbst wenn er dabei sein zerbrochenes Vögelchen zerdrückt Als ein maskierter, blutüberströmter Mann Mischa aus der Gefangenschaft rettet, weiß er nicht ob er dem furchteinflößenden Fremden danken oder ihn erstechen soll, um dann so schnell wie möglich zu fliehen. Grimm ist kein Mann, der sich mit einem Nein als Antwort zufrieden gibt. Ist Mischa jetzt in größerer Gefahr als während seiner Gefangenschaft als Sex Sklave?
Mischa kann nicht leugnen, dass Grimm mindestens so attraktiv ist wie furchteinflößend. Als Mischa klar wird, wie viel Macht er über Grimms Gefühle hat, begreift er, dass es ihm vielleicht möglich sein könnte, das Monster in diesem Mann zu zähmen.
Aber jede Chance auf eine gemeinsame Zukunft fällt in sich zusammen, als Zero, der sadistische Unterwelt-König, der Mischas Leben schon einmal zerstört hat, sein Eigentum zurück fordert. Genügt der kampferprobte, mörderische Biker an Mischas Seite, um den Dämonen der Vergangenheit zu entkommen?
Themen: Krimineller Motorrad Club, organisiertes Verbrechen, Auftragsmörder, Verfolgung, Behinderung (Amputation), Fetisch, Wiedergutmachung, Kidnapping, Entführung, Road Trip, Angst, Schmerz-und-Trost, Verweise auf Missbrauch in der Vergangenheit
Genre: M/M Dark Romance, Thriller
Länge: ~116000 Wörter (eigenständiger Roman)
WARNUNG: Dieses Buch ist für Erwachsene bestimmt und verletzt möglicherweise Tabus. Es beinhaltet Kraftausdrücke, Gewaltdarstellungen und Folter.
Als die erste Explosion seine Welt erschütterte, reagierte Mischa verwirrt und hielt sich an seinem Schreibtisch fest. Gefangen in einem fensterlosen Raum, mit von außen verriegelter Tür, hatte er keinerlei Möglichkeit festzustellen, was draußen passierte. Er holte tief Atem und stieß sich von der Tischplatte ab, um mit seinem Bürostuhl zur Tür zu rollen. Ein Teil von ihm hatte Angst davor, Gary zu wecken und zu verärgern, aber als eine weitere Explosion die Wände um ihn herum wackeln ließ, hämmerte er mit der Faust gegen die Tür. Wenn das Gary nicht aufgeweckt hatte, würde nichts das schaffen.
„Gary? Ist das ein Erdbeben? Darf ich zu dir ins Wohnzimmer?“, rief er, aber es kam keine Antwort.
Mischas Puls beschleunigte sich. Er hörte etwas in der Ferne, das wie Feuerwerkskörper klang. Was auch immer da los war, vielleicht bedeutete es, dass er Garys Wohnung verlassen konnte. Aber wie sollte er fliehen, wenn er nicht einmal wusste, was jenseits des elektronischen Schlosses lag? Mischa war geübt im Umgang mit dem Rollstuhl. Er war sportlich und geschickt, auch wenn seine Beine in Stümpfen direkt unterhalb seiner Knie endeten.
Das Fehlen jeglicher Fenster in der Wohnung deutete darauf hin, dass sie sich unter der Erde befand. Er konnte natürlich einen Fahrstuhl benutzen, und er war in der Lage selbstständig eine Treppe hoch zu kommen. Aber wenn er sich jenseits davon zügig bewegen können wollte, würde er den Rollstuhl jede einzelne Stufe die Treppe rauf hinter sich herziehen müssen.
Sein Hirn suchte nach Wegen zu entkommen und beschwor eine Vision herauf von einem neuen, besseren Leben, das tatsächlich lebenswert war. Mehr Feuerwerkskörper gingen los, aber jetzt klangen sie mehr wie Schüsse. Er ließ sich vom Stuhl gleiten und zog die Decke von seinem Bett. Seine Finger waren so steif und zitterten so sehr, dass es ihm schwer fiel, die Decke richtig zu greifen. Mit ungeschickten Bewegungen, wie ein Aufziehmännchen, krabbelte er unter den Tisch. Er drängte sich an das Holz, als könnte er irgendwie damit verschmelzen, wenn er es nur genug versuchte. Auch mit seinen zweiundzwanzig Jahren war er jetzt wieder ganz ein kleiner Junge—und nichts konnte ihn vor dem alkoholisierten Monster retten, das im Flur vor seinem Zimmer tobte.
Mischa versteckte sich unter der Decke und hielt den Atem an, bis ihm schwindelig wurde. Er wollte nur unsichtbar sein, Teil der Möbel, für das Monster unauffindbar und unerreichbar sein. Er hätte es vorgezogen, wenn Gary herein käme, und ihn dafür auslachte, dass er vor ein paar Festtagsböllern Schiss gekriegt hatte, solange er dafür nur in Sicherheit wäre.
Ein dumpfer Aufschlag, dann mehr Knattern, und diesmal waren es unverkennbar Schüsse. Sein ganzer Körper zitterte. Er zog sich noch kleiner zusammen, um so wenig Fläche wie möglich zu bieten, aber sein Rücken und sein Nacken brannten in Erwartung kommenden Schmerzes. Noch mehr Schnellfeuer. Dann plötzlich Stille, unheimlich und anhaltend.
Mischa lauschte. Irgendwo in der Ferne gab es noch mehr Explosionen und Schüsse, aber für ihn existierte nur das Geräusch von Bewegungen hinter der Tür zu seiner winzigen, gesamten Welt. Jedes einzelne Haar auf seinem Körper stellte sich auf, während er auf dieses Geräusch lauschte.
Er ballte seine Fäuste, zermarterte sich das Hirn, was er als Waffe benutzen könnte. Sein Zimmer entsprach der Vorstellung der meisten Menschen von einer Teenager-Grotte. Poster russischer Bands an den Wänden, Schwimmtrophäen aus Plastik—besonders lächerlich angesichts der Tatsache, dass Mischa nicht einmal schwimmen konnte—ein Schreibtisch, ein Computer ohne Internetzugang, ein paar Bücher, aber absolut nichts Scharfkantiges. Nicht einmal ein hölzerner Besenstiel, den er zerbrechen und in einen primitiven Spieß verwandeln könnte.
Was, wenn Gary erschossen würde und ihn nicht mehr beschützen könnte? Was, wenn irgendjemand anderes ihn einfach mitnahm? Wenn derjenige ihm wieder… weh täte? Gary war weiß Gott nicht perfekt, aber zumindest konnte Mischa ihn einschätzen.
Als die Klinke sich bewegte, blieb ihm fast das Herz stehen. Irgendjemand kam. Jemand war dabei einzubrechen und Mischa war wehrlos. Wenn er doch nur ein einziges Glas hätte, das nicht aus Plastik bestand. Er könnte sich die Pulsadern durchschneiden und dem Monster entkommen. Aber so wie die Dinge standen, konnte er bestenfalls versuchen, sich den Kopf am Boden oder der Wand aufzuschlagen.
Das Geräusch, mit dem das Schloss entriegelt wurde, traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Mischa starrte durch einen winzigen Spalt in seiner Decke, atemlos, als die Tür aufschwang.
Das erste was er sah, waren die schweren Kampfstiefel, was er hörte, der dumpfe Klang, mit dem sie auftraten. Dann erst den schwarzgekleideten Mann, der sie trug, und die Waffe in seiner Hand, als er eintrat.
Sekunden zogen sich in die Unendlichkeit. Schritt um Schritt kam er weiter in den kleinen Raum. Dann blieb er plötzlich stehen und saugte hörbar Luft ein.
„Ich rieche Furcht“, flüsterte er, und er klang erfreut über diese Erkenntnis.
Der Mann war angespannt, fokussiert. Sein Gesicht war eine grauenhafte Fratze, und ihm ersten Moment dachte Mischa, Gevatter Tod wäre höchstpersönlich gekommen, um ihn zu holen. Erst dann begriff er, dass er in eine Totenkopfmaske blickte. Nur der sauber geschnittene Mundschlitz ließ einen Blick auf das darunterliegende glatte Kinn zu.
Die großen, hohlen Augen schienen Licht zu absorbieren, und die Unmöglichkeit zu erkennen, wohin der Mann blickte, ängstigte Mischa bis ins Mark. Dann entspannten sich die mächtigen Muskeln des Mannes und er ließ die Waffe sinken.
Mischas Lippen zitterten. Er musste sich darauf beißen, um seine Zähne vom Klappern abzuhalten. Trotz all der Qualen, denen er bisher ausgesetzt gewesen war, wollte er nicht sterben. Vielleicht würde er eines Tages nützlich genug für Gary werden, dass er sich Zugang zur Welt jenseits dieses Zimmers verdiente. Wenn er doch nur aufhören könnte zu atmen. Die Decke vermochte vielleicht seine Anwesenheit zu verbergen. Das Zimmer war ziemlich dunkel ohne die zusätzliche Lampe, die Gary für Foto-Shoots hereinbrachte. Vielleicht würde der Eindringling ihn übersehen.
Kaum, dass Mischa sich diese Hoffnung zugestand, wendeten sich ihm die schwarzen Augenhöhlen direkt zu. Der Mann sank auf ein Knie. Die Haare auf Mischas Körper standen ab wie Borsten. Die Stille wurde unerträglich. Dann brach der Mann sie.
„Hallo, kleines Vögelchen“, sagte er. Seine Stimme war die süßeste, reichhaltigste Schokolade und kein bisschen wie die Stimme, die Mischa hinter dieser schrecklichen Maske vermutet hätte.
Er konnte nirgendwohin fliehen, also zog Mischa die Decke enger um sich und drängte sich tiefer in die Ecke unter dem Tisch, als könnte er dort durch schiere Willenskraft ein Portal zu einer anderen Dimension öffnen und darin verschwinden. Er mochte Fremde nicht. Sie brachten nichts als Schmerz und Unglück, und dieser unangekündigte Gast mit seiner Schusswaffe war die Verkörperung aller seiner Alpträume.
„Bitte nimm mich nicht mit“, flüsterte Mischa, unfähig auch nur zu blinzeln. „Mir geht es gut. Frag Gary.“
Der Mann neigte seinen Kopf zur Seite. Seine wohlgeformten Lippen bewegten sich unter der Maske, deren knochenfahles Schimmern das einzig Sichtbare in einer dunklen Welt zu sein schien.
„Wer ist Gary?“
„Mein F-f-f-freund.“ Jetzt war es raus. Mischas Zähne klapperten. Er presste sich härter gegen das Holz als der Mann sich näher zu ihm hin beugte. Im Licht der Schreibtischlampe konnte Mischa jetzt erkennen, dass hinter den dunklen Augenlöchern ein schwarzes Netz gespannt war.
„Hat er die Tür von außen verriegelt?“
Mischa biss sich auf die Lippen, bis er Blut schmeckte. Ihm war eben ein neuer, beängstigender Gedanke gekommen. Was wenn das ein Test seiner Loyalität war? Was wenn Gary erwog, ihm mehr Freiheit zuzugestehen, aber sicherstellen musste, dass Gary ihn nicht hintergehen würde.
„Ich…“ Mischa leckte sich die Lippen. Sein Atem wurde unregelmäßig. Er keuchte vor Panik.
Der Mann steckte die Pistole in das Holster unter seinem Arm und hielt ihm eine Hand in einem Lederhandschuh hin. „Komm raus. Ich werde dir nicht wehtun.“
Mischa ergriff die Hand nicht, aber er zog sich langsam die Decke vom Kopf. Welche Wahl hatte er schon? „Weiß Gary, dass du hier bist?“, wimmerte er. Seine Gedanken stoben in tausend Richtungen gleichzeitig. Mischas Erfahrung sagte ihm, ein maskierter Mann konnte nur hier sein, um schreckliche Dinge vor Garys Kamera zu tun ohne dabei seine Identität preiszugeben. Mischa würde nicht einmal seinen Namen kennen.
„Bitte sag ihm, dass ich nicht gehen will.“
Diese beschissene, feuchte Kammer war gewiss kein Himmel, aber welche Hölle würde Mischa draußen erwarten? Lieber hier bleiben, als Schlimmeres zu riskieren.
Der Mann kam noch näher. Er atmete laut aus. „Andrej? Bist du das?“
Das war schlimm. Der Mann kannte Mischas Pornonamen. Er war jetzt nahe genug, um seinen Oberkörper unter den Tisch zu schieben. Mischa konnte seinen Schweiß riechen und ein kräftiges Aftershave, das ihn jetzt schon würgen ließ.
„Ja. Wer bist du? Hat Gary dich geschickt? Hast du ihn bezahlt?“
Der maskierte Mann stieß ein Grollen aus. Für einen Augenblick wurde seine Stimme dunkler, wurde von einem scharfen, näselnden Dialekt verzerrt.
„Kenne keinen Gary.“ Er holte tief Atem. Sein Adamsapfel hüpfte. „Ich wusste dass ich den Raum irgendwoher kenne. Aber solltest du nicht in Russland sein? Was ist das hier?“
Mischa folgte jeder Bewegung des Mannes. Sein Leben konnte davon abhängen, nichts zu verpassen. „Das ist erfunden. Um Stalker zu vermeiden… Wer bist du?“
Mischa wurde auf einmal klar, dass er seit zwei Jahren keinen Fremden gesehen hatte. Es war immer nur Gary, oder einer von Garys Freunden, oder der Kosmetiker, den Gary manchmal rief, damit er sich um Garys Körperbehaarung und Fingernägel kümmerte.
Ohne jemanden, der ihm den Mann vorstellte, wusste Mischa nicht, wie er auf ihn reagieren musste.
Der Maskierte griff nach Mischas Gesicht. Seine lederbedeckten Finger rochen nach Schießpulver. Mischas Körper wurde noch steifer, als der weiche, glatte Handschuh seinen Hals berührte.
„Du bist im echten Leben wunderschön.“
„Bist du hier, um mich zu töten?“, rutsche es Mischa heraus. Er könnte die Frage nicht länger zurückhalten, nachdem sie so lange in ihm gebrannt hatte. Der Mann war mit einer Pistole in der Hand hereingeplatzt, angezogen wie ein moderner Gevatter Tod. Das war die einzige Antwort, die Sinn ergab. Er sprach nur mit ihm, um sicherzustellen, dass er den Richtigen vor sich hatte, bevor er Mischa Blei in den Kopf jagte.
„Das würde ich nie tun. Versprochen“, sagte der maskierte Mann und hielt eine Faust hoch, den kleinen Finger abgespreizt.
Mischa wusste, dass man Versprechen nicht trauen durfte, aber es war in der Regel besser, sie anzuerkennen. Auch wenn es sich vollkommen surreal anfühlte, hakte er seinen eigenen kleinen Finger in den des Mannes mit der Totenschädelmaske ein. „Danke.“
„Kommst du jetzt hervor?“, fragte der Mann und zog sanft an Mischas Hand.
„Okay. Aber wir müssen Gary finden… Ich darf nirgendwo hin ohne seine Zustimmung.“ Mischa wendete seine Augen vom Gesicht des Fremden ab und krabbelte unter seiner Decke hervor. Normalerweise trug er sein absurd langes Haar offen, weil es Gary so gefiel, aber unter diesen Umständen zog er doch ein Haarband aus einer Tasche seiner Shorts und band es sich zu einem losen Dutt zusammen. Wenn der Mann seinen Pornonamen kannte, hatte er ihn vermutlich in sehr viel unangenehmeren Umständen gesehen. Jetzt hieß es Ruhe zu bewahren und einen Rest an Würde.
Er hob seinen Kopf, aber die Frage, die auf seinen Lippen lag, erstarb, als er den Blick sah, mit dem der Fremde seine Beinstümpfe betrachtete, die jetzt unter der Decke zum Vorschein kamen. Einen entsetzlichen Moment lang umfasste der Mann einen mit seiner behandschuhten Hand. Mischa biss seine Zähne hart genug zusammen, so dass sein Kiefer knackte, und erstarrte. Er bewegte nur noch seine Augen, blickte dem Fremden zwischen die Beine auf die große Ausbeulung in dessen Jeans. Natürlich hatte der Mann einen Amputationsfetisch, wenn er Mischas Pornopersönlichkeit kannte. Solche Leute nannten sich selbst „Liebhaber“, aber soweit Mischa das beurteilen konnte, war das einzige, was sie liebten die Stümpfe, nicht die Menschen dazu. Mischa fühlte sich in der Gegenwart solcher Leute unwohl, und jede unwillkommene Berührung trieb ihn tiefer in sich selbst zurück.
Die große Hand massierte den Stumpf und quetschte ihn leicht, wie ein Mann den Hintern einer Frau greifen mochte. Das war nicht akzeptabel, und auch nachdem er vier Jahre ein falsches Lächeln dazu aufgesetzt hatte, hatten Mischa nichts vom Gegenteil überzeugen können.
„Bei mir wirst du in Sicherheit sein“, sagte der Mann und zog Mischa mit erstaunlicher Stärke zu sich.
Mischas Augen weiteten sich, als er der Schädelmaske so nah kam. Es war vor allem der schwache Schimmer der Augen hinter den dunklen Netzen, der ihn beunruhigte. Er würde nirgendwo in Sicherheit sein, so wie er auch hier nicht sicher gewesen war. Egal wie stark oder breit gebaut dieser Mann sein mochte, er bestand noch immer aus Fleisch und Blut, nicht Fels oder Stahl, und war anfällig für Kugeln. Oder eine Kettensäge.
„Wie heißt du?“, fragte Mischa keuchend und schlang seine Arme haltsuchend um den Nacken des Mannes, als der ihn hochhob als wöge er gar nichts.
Tief in der Kehle des Mannes erklang ein dunkles Grollen, aber jetzt sah er Mischa direkt an. Seine Hand drückte wieder Mischas Schenkel.
„Ich bin Grimm. Und ich bin ein Fan“, sagte er und trug Mischa aus dem Raum heraus, indem er den größten Teil der letzten zwei Jahre verbracht hatte.
Die Berührungen von Grimm mochten sanft sein, aber die Lust, die sich dahinter verbarg, bereitete Mischa Übelkeit. Ein Fan? War Grimm ein durchgeknallter Stalker, der Mischa entführte, weil er ihn für sich alleine haben wollte? Wohin würde er ihn mitnehmen? Was würde er ihm antun?
Mischa ließ eine Hand über Grimms breite Brust gleiten. Das Herz des Mannes schlug genauso heftig wie Mischas eigenes.
„Du… hast viele von meinen Videos gesehen?“, fragte er auf der Suche nach irgendwelchen Informationen.
Der maskierte Mann nickte und ignorierte vollkommen den Klang von Gewehrschüssen irgendwo im Hintergrund als sie in Garys Wohnzimmer eintraten.
„Ich schaue sie mir oft an. Ich war der, der dir die neue Xbox an das Postfach geschickt hat. Hast du die gekriegt?“ Er wiegte Mischa in seinen Armen.
Mischas Mund stand offen. Er konnte es nicht glauben. Seine Ohren brannten. Er hatte noch nie jemanden getroffen, der ihm online folgte.
„H-habe ich. Und die Spiele. Danke“, sagte er hastig, um den Mann nicht zu verärgern. „Bist du… hier eingebrochen?“
Mischa sah sich im Wohnzimmer um, sobald sie den hell erleuchteten Raum betraten. Der Fernseher war umgekippt und lag mit der Mattscheibe nach unten auf dem Boden. Überall lag Glas von einer zersplitterten Vase. Auf dem Läufer sahen die Splitter aus wie Sesamsamen auf Brot.
„Ja“, sagte Grimm. „Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Du warst die letzte Person, die ich hier vermutet hatte.“
Mischa sah zur modernen, ganz in schwarzem Granit und Stahl gehaltenen Küche hinüber. Garys Abwesenheit beunruhigte ihn zunehmend. Gary war die einzige Person, die zwischen Mischa und… diesen anderen Leuten stand.
„Wen hast du denn hier vermutet?“
Grimm antwortete nicht, während er sich der Tür näherte, die seltsam schräg in den Angeln hing, und von Ruß geschwärzt war. „Die Wölfe, die diesen Laden hier führen.“
Mischa wollte gerade erklären, dass er die auch nicht so genau kannte, aber als Grimm die Tür erreichte, warf Mischa einen letzten Blick in das Wohnzimmer und sah eine vertraute Gestalt hinter dem Ledersofa, auf dem Gary ihn erst letzte Woche gefickt hatte.
Garys Finger zuckten auf dem Boden. Mischa schrie entsetzt auf, als sein Blick auf das blutüberströmte Gesicht fiel. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Grimm war kein verdammter Polizist. War er hier um die… die… Vermögenswerte zu sichern? Mischa drückte mit der Hand gegen Grimms Gesicht, trat ihm mit seinem Stumpf in den Bauch, und versuchte sich aus dem stählernen Griff zu winden. Seine Gedanken rasten.
„Gary! Bitte lass nicht zu, dass sie mich mitnehmen! Du hast es versprochen! Du hast versprochen, dass ich nur dir gehören würde! Nur dir!“
Grimm bemühte sich, ihn festzuhalten, aber je kräftiger Mischa sich wehrte, desto näher kam der Boden. Grimm ließ ihn los, und das einzige, das Mischa noch wahrnahm, war Garys Körper, wie er dort hinten auf dem glatten Fußboden lag. Auf Händen und Knien krabbelte er zu ihm und scherte sich dabei kaum um all das zerbrochene Glas.
Grimms Stimme ertönte wie aus einer anderen Dimension. „Lass ihn. Er ist tot.“
„Nein!“, wimmert Mischa, aber er war jetzt nahe genug, um die Schusswunden zu sehen, und das ganze Blut, und um den Gestank von Pisse zu riechen. Alle Hoffnung verließ ihn. Das Zucken, das er eben noch meinte gesehen zu haben war wahrscheinlich auch schon Einbildung gewesen. Garys Körper war noch warm, aber reglos. Seine Augen standen weit offen. Aus dem kleinen Loch in seiner Stirn lief kein frisches Blut mehr. Sein Mund stand offen, seine Zunge hing schlaff heraus. Mischa hatte seine letzte Rettungsleine verloren.
Er erschauderte. Garys Lieblings-Star-Wars-T-Shirt klebte rot an seiner Brust. Mischas Verstand weigerte sich zu akzeptieren, was er sah. Grimm näherte sich von hinten. Mischa holte tief Atem und beugte sich über Gary, verzweifelt auf der Suche nach einer Möglichkeit Zeit zu gewinnen. Der Gestank nach Urin und Schweiß war kaum zu ertragen. Trotzdem griff Mischa einer plötzlichen Eingebung folgend verstohlen in Garys Hosentasche. Er ertaste die glatte Kühle der Festplatte, von der Gary sich nie trennte. Die Berührung war wie ein Schock, aber Mischa umarmte den Leichnam und fischte sie dabei heimlich heraus.
Gary mochte ein verabscheuungswürdiger Mensch gewesen sein, aber er hatte Mischa vor weiterem Leid bewahrt. Vielleicht würde er ihn noch weiter beschützen können, mit Informationen über die namenlose Organisation, die Mischas Leib und Leben beanspruchte. Aber der Blick in Garys leblose Augen bedeutete das Ende einer Ära für Mischa.
Er würde Garys Penis nicht vermissen oder wie der gewaltsam in seine Kehle gerammt wurde. Auch nicht die Hände, die über seine Amputationen strichen. Aber er vermisste schon jetzt das Gefühl von Sicherheit, das ihm dieser Ort hier gegeben hatte. Er kannte die Alternative. Er konnte die Präsenz hinter sich nicht länger ignorieren.
„Er war ein übler Kerl. Bei mir bist du sicher“, sagte Grimm.
Mischas Finger krallten sich in Garys T-Shirt. Der einzige Ort an dem er je wirklich sicher sein würde, war auf dem Grund des Ozeans, mit Betonklötzen als Schuhen.
„Er hatte Freunde… vielleicht können wir sie finden. Vielleicht können die—“ Mischas Atem wurde zu hektisch und er konnte nicht weiterreden. Er nahm an, dass er sich in den USA befand. Die meisten Leute, die hierhergekommen waren, hatten einen amerikanischen Akzent gehabt, sowie auch Grimm jetzt. Aber darüber hinaus? Er hatte nichts. Keine Papiere. Kein Geld. Keinen Besitz.
Und keine gottverdammten Beine.
Grimm zog an Mischas Schulter. „Huckepack. Ich muss dich hier so schnell wie möglich rauskriegen.“
Mischa schluckte schwer. War Huckepack ein Vorwand für Grimm um Mischas Schwanz gegen seinen Rücken zu fühlen? Das ohrenbetäubende Knattern von Schnellfeuerschüssen brachte ihn auf Trab. Er sah zu Grimm hoch und nickte. Zögernd streckte er seine Arme nach seinem neuen Besitzer aus.
COMING SOON.